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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

Ihnen nur wünschen, daß Sie in Deutschland einen Richter finden, wie er einer ist.“

Jawohl, dachte ich, das möchte ich mir auch wünschen. Aber solche Richter sind selten.

Während wir noch an der Reling standen, wurden rechts am Horizont die Umrisse eines großen Ozeandampfers sichtbar. Da er in entgegengesetzter Richtung fuhr, kamen wir rasch näher. Es war der „Kronprinz Wilhelm“ vom Norddeutschen Lloyd, auf dem ich vor drei Jahren einmal die Überfahrt nach New York gemacht hatte. „Ein gutes Omen,“ bemerkte der Inspektor, als ich ihm das sagte, „hoffen wir, daß Sie bald wieder auf dem Dampfer Passage nehmen können.“

Nach dem Abendessen saßen wir noch lange bei einem Glase heißen Punsches zusammen. Der Inspektor wußte viele Geschichten zu erzählen aus seinem Berufsleben, während Mr. Robinson, ein echter Schotte, sich aufs Zuhören, Trinken und Rauchen beschränkte. Darin leistete er Erkleckliches. Es war nicht leicht, die beiden endlich zum Schlafengehen zu überreden.

Am nächsten Morgen waren wir in der Elbe. Sobald der Dampfer angelegt hatte, kam ein Hamburger Kriminalbeamter an Bord; er begleitete uns zum Polizeipräsidium. Dort übergaben meine Reisebegleiter mich einem Kommissar und verabschiedeten sich von mir mit einer Wärme, die der Kommissar kopfschüttelnd beobachtete. Als sie fort waren, meinte er, eine solche Familiarität sei eigentlich sehr unpassend; in Deutschland pflege man mit einem Angeklagten so nicht zu verfahren. Ja nun, entgegnete ich, jedes Land hat eben seine Sitten, und jedes Land hält die eigenen Sitten für die besten.

Es folgte ein kurzes Verhör. Alsdann wurde ich photographiert und bertillonisiert – eine widerwärtige Prozedur in jedem Fall, hier doppelt widerwärtig, weil der Beamte ein Neuling und sehr nervös war. Seine Unsicherheit suchte er zu verbergen hinter einem groben und patzigen Wesen. Wir gerieten heftig aneinander.

Dann brachte man mich wieder zurück auf das Zimmer des Kommissars,

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)