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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

zu besitzen und verlasse mich lieber auf meine Witterung als auf die vollständigsten Akten. Ich werde auf Freispruch wetten.“

„Tun Sie das nicht,“ entgegnete ich ihm, „Sie würden Ihr Geld verlieren.“

„Nun, wenn Sie selber das sagen … Aber warum beurteilen Sie Ihre Lage so ungünstig?“

Ich gab ihm einige Erläuterungen; er hörte aufmerksam zu. Als die beiden anderen wieder erschienen, verabschiedete er sich und sagte, er freue sich, meine Bekanntschaft gemacht zu haben, und wünsche von Herzen, daß meine pessimistische Auffassung sich als unrichtig erweisen möge.

Am Bahnhof inszenierte der Inspektor ein anderes kleines Intermezzo. Während wir im Wartesaal saßen, fragte er mich, ob ich etwas dagegen habe, einem Vertreter der Associated Preß eine kurze Unterredung zu gewähren. Ehe ich mich von meiner Überraschung erholt hatte, war der Amerikaner schon da, begrüßte mich wie einen alten Bekannten, faßte mich unter den Arm und begann ganz ungeniert, mit mir im Saale hin und her zu gehen, als sei dies die selbstverständlichste Sache von der Welt. Er überreichte mir einen großen Pack Zeitungen und Zeitschriften – „als Reiselektüre“ – und bemerkte, daß ich darunter alles finden würde, was er bis jetzt über meinen Fall hinübertelegraphiert habe. Die öffentliche Meinung in Amerika sei entschieden auf meiner Seite. Eine ganze Reihe prominenter Persönlichkeiten in Washington und New York habe in längeren Interviews ihrer Überzeugung Ausdruck gegeben, daß ich unschuldig sei. Er habe alles gesammelt und denke, daß ich es mit Genugtuung lesen werde. Zu seinem Leidwesen habe er erfahren, daß meine Gesundheit sich in der letzten Zeit verschlechtert habe. Er bemerke aber mit Vergnügen, daß es wieder besser gehe. Und nun, um auf die Hauptsache zu kommen: „Wollen Sie nicht Ihren amerikanischen Freunden durch mich eine Botschaft senden, ehe Sie England verlassen?“

Betäubt durch den so plötzlich über mich hereinprasselnden Wortschwall,

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)