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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

So undenkbar es schien, es war geschehen. Nun gut, so mußte ich damit fertig werden, nachdem ich es überlebt hatte. Jetzt war ich ganz allein. „… So learn in your uttermost need to rely upon none.“

Einige Tage vor Weihnachten erhielt ich einen Brief meiner Frau, in dem sie mich wegen des Telegramms um Verzeihung bat – sie habe es abgeschickt, zermürbt durch das unablässige Zureden von Bruder, Schwestern und Schwager, in Schrecken gesetzt durch die Drohung des Staatsanwalts, sie als Mitschuldige zu verhaften, falls sie nicht unzweideutig gegen mich Stellung nehme – jetzt, nachdem sie von der Familie weg sich in das Haus einer Freundin zurückgezogen und alles noch einmal in Ruhe überdacht habe, sei sie überzeugt, daß ich eine solche Tat nicht begangen haben könne, und wolle zu mir halten, komme, was kommen mag. Der Brief machte gar keinen Eindruck auf mich. Zu spät. Sie hatte versagt in dem kritischen Augenblick, als alles darauf ankam. Was sie jetzt noch dachte oder tat, spielte keine Rolle mehr. So viel Unrecht ich ihr getan hatte, sie hatte es wettgemacht. Ich schrieb ihr ganz kurz, sie solle sich unverzüglich von mir scheiden lassen.

Später, als sie in den Tod gegangen war, habe ich dies mein Verhalten bereut. Ich hätte die dargebotene Hand annehmen sollen. Aber es war Kismet.

Mein Vater hatte, nachdem er bei seinem Besuch mich zur Wahrnehmung meiner Interessen unfähig befunden, einen Karlsruher Anwalt mit der Verteidigung beauftragt. Dieser kam nach London, um mit mir Rücksprache zu nehmen. Auf der Karte stand: Rechtsanwalt Dr. E. Dietz, Landgerichtsrat a.D.

Wir saßen uns in dem Zimmer mit der Glastür gegenüber, er verlangte Aufschluß über dieses und jenes. Ich konnte ihm kein Vertrauen schenken. Die Unterredung verlief für beide Teile unbefriedigend. Endlich sagte er mir: „Wenn sich die Sache so verhält, bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihre Verteidigung in der Weise zu

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)