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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

angeordnet worden. Sollte es die Täuschung mit dem Pariser Telegramm sein, die man inzwischen vielleicht entdeckt hatte? Aber das war ja überhaupt nicht strafbar. Ebensowenig wie die Vermummung, in der ich mich nach Baden-Baden begeben hatte. Nein, es mußte etwas anderes sein. Etwas Wichtiges. Aber was?

Eine Begebenheit, die sich vor einigen Monaten zugetragen hatte, kam mir plötzlich in den Sinn. Während ich in Konstantinopel die Verhandlungen mit der türkischen Regierung führte, hatte ich eines Tages die Wahrnehmung gemacht, daß ich auf Schritt und Tritt von Spitzeln überwacht wurde. Aus dem Chef der geheimen politischen Polizei, Fahim-Pascha, den ich deswegen zur Rede stellte, war nichts herauszubringen. Ich vermutete, daß er die Komödie inszeniert habe, um Bakschisch zu erpressen. Als die Belästigung immer ärger wurde, ging ich mit dem amerikanischen Botschafter nach Jildis und beschwerte mich. Das half. Später erfuhr ich aus zuverlässiger Quelle, daß ich in einem Briefe denunziert worden war als Agent der Jungtürken und daß dieser Brief den Poststempel Baden-Baden getragen hatte.

Denkbar also, daß in Baden-Baden ein Feind saß. Denkbar, daß der jetzt ein zweites Mal versuchte, mir einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Vielleicht hatte er bei der Staatsanwaltschaft eine lügnerische Anzeige gemacht. Nun, das würde sich ja rasch aufklären.

Mit Ungeduld sehnte ich den Morgen herbei. Endlich dämmerte es, der Aufseher schloß die Zelle auf, gab mir draußen Gelegenheit zum Waschen, brachte eine Tasse Kaffee und führte mich dann durch zahlreiche Gänge in den Teil des weitläufigen Gebäudes, in dem die Gerichtssäle sich befanden. Hier überlieferte er mich dem Jailer (Kerkermeister) von Bowstreet, einem schwarzbärtigen, freundlichen Mann mit Namen Bush. Mr. Bush geleitete mich in sein kleines Bureau, lud mich zum Sitzen ein und sagte, er bedauere sehr, mich in einer so mißlichen Lage zu sehen. Er

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)