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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

Damen herauskommen. Mein Plan war vereitelt. Aber nicht nur das. Ich sah überhaupt keine Möglichkeit mehr, an diesem Tage das Ziel zu erreichen. Meine Schwiegermutter würde äußerst mißtrauisch werden, wenn sie auf der Post erfuhr, daß sie zum zweitenmal das Opfer einer Mystifikation geworden war. Und es bedurfte keiner großen Kombinationsgabe, um den Zusammenhang der beiden Vorfälle zu erraten. Daß ich der Absender des Pariser Telegramms war, das wußte oder ahnte sie sicher schon. So mochte sie wohl leicht auf den Gedanken kommen, daß ich es war, der telephoniert hatte. Und dann durfte ich überhaupt nicht hoffen, daß es mir gelingen würde, mich unbemerkt meiner Schwägerin zu nähern. Das ganze Unternehmen, die Reise, die Vermummung, das Telephonieren erschien mir plötzlich in einem anderen Licht. Eine heftige Reaktion setzte ein. Ich dachte an meine Frau und schämte mich. Was war ich da im Begriff gewesen für eine Dummheit und Schlechtigkeit zu begehen! Nun, glücklicherweise war’s noch Zeit zur Umkehr. – Blitzschnell ging mir dies alles durch den Kopf, dann machte ich mich auf und eilte auf dem nächsten Wege, die Bismarckstraße hinunter, nach der Allee, entfernte unterwegs den falschen Bart, bestieg eine Droschke und fuhr zum Bahnhof.“

„Welche Droschke? Die des Kutschers Braun?“ fragte der Vorsitzende.

„Das kann ich nicht sagen. Aber da sich außer ihm von den Badener Droschkenkutschern niemand gemeldet hat, der um die fragliche Zeit auf der Allee einen Fahrgast aufnahm, so wird es wohl die Droschke des Kutschers Braun gewesen sein.“

„Sie müssen sich doch erinnern, ob Sie ihm am Bahnhof, ohne nach dem Tarif zu fragen, zwei Mark gegeben haben?“

„Nein, dessen erinnere ich mich nicht. In Anbetracht der Tatsache, daß diese zwei Mark, wie die Anklageschrift behauptet, so ungemein charakteristisch für mich sind …“

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/130&oldid=- (Version vom 31.7.2018)