Sie litt qualvoll, von einer stets wachsenden Angst gemartert.
Ihr Herz schlug fast nicht mehr. Es war nur noch ein dumpfes Rollen das ihr in den Ohren klang, und das sie mechanisch, mit einer Bewegung, als ob es sie belästigen würde, vertrieb.
An der Vorderseite des Hauses war eine Tür in der niederen Mauer, welche Aussicht in einen schmalen Garten gewährte, der in voller Blüte stand; die Blumen strömten einen starken Duft aus, den der Wind ihr entgegentrieb als ob er sich über ihr Kommen freute.
Sie stürzte in das fremde Haus und rief mit aller Kraft:
„Fred! Fred … ich bin es! Ich bin hier!“ Sie ging mit ausgestreckten Händen, erschreckt über die Geräusche die sie beim Anstoßen an verschiedene Gegenstände erregte. Dann stürzte sie denselben Weg wieder zurück, wie wahnsinnig, wandte sich um, und glaubte fernes Ächzen zu hören, als wenn jemand seine letzten Seufzer aushauchen würde.
In den hellen Vorraum zurückgekommen, suchte sie sich zu beruhigen und sich mit Überlegung zurechtzufinden.
Marie Tihanyi Sturza: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Arthur Cavael, Leipzig 1905, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Geluebde_einer_drei%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Frau_Sturza.djvu/278&oldid=- (Version vom 31.7.2018)