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„Gott,“ erwiderte ich gereizt, „zu den Weibern steh’ ich gar nicht. Das ist so, als fragte man mich, wie ich zu den Tagen stehe. Zu Tagen steh’ ich nicht. Ich kenne nur einen Montag, Dienstag – und jeder Montag ist von dem andern verschieden und zu jedem steh’ ich anders.“

Spall nickte: „Sie haben recht, aber gemeinsam bei diesen Weibergeschichten ist das Automatengefühl. Es schnurrt in uns und wir tun alles um eines Weibes willen und dann schnurrt es wieder und es ist aus. Da können wir nichts dazu tun.“

Ich antwortete nicht, all dies mißfiel mir, gerade deshalb, weil es mich an ein Gespräch erinnerte, das ich mit Claudia gehabt hatte. Spall erzählte nun ein Erlebnis mit einer Tänzerin. Ich hörte nicht zu. Ich trank recht schnell und hing meinen erregten Gedanken nach. Spall sah nach der Uhr.

„O – es ist spät,“ rief er, „ich muß fort“.

„Don-Juan-Pose“, dachte ich. So gingen wir denn. Als wir uns trennten, rief ich ihm ironisch ein „Viel Glück“ zu.

„Danke, danke“, sagte er.

Ich war froh, allein zu sein. Der Wein gab

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Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/230&oldid=- (Version vom 31.7.2018)