Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen | |
|
ältlichen, fast kranken Ausdruck an. Mit einem Ruck fuhr er dann auf.
„Sie spielen nicht?“ fragte er.
„Nein, ich mache mir nichts draus.“
„Ich spiele gern,“ fuhr Spall fort, „Hazard nur, dabei fühlt man sich so angenehm aufrichtig als Automat.“
„Automat?“
„Ja, wir glauben wohl, wir berechnen. Ein Automat hält auch das Uhrwerk, das er im Leibe hat, für Verstand, aber das ist Unsinn, es schnurrt in uns und wir müssen auf die Neune oder den Buben setzen. Angenehme Unverantwortlichkeit – was?“
Es fiel mir auf, daß Claudia auch das Wort angenehm unverantwortlich gebraucht hatte und das war mir peinlich.
„Geschmackssache“, warf ich mürrisch hin.
Spall lächelte sein erfahrenes, böses Lächeln. „Das ist auch der Reiz bei den Weiberaffären.“ Er sah mich sinnend an über den Rand seines Glases hin. „Wie stehen Sie eigentlich zu den Weibern?“ fragte er. Er war mir sehr unsympathisch.
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/229&oldid=- (Version vom 31.7.2018)