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arbeitete in mir. Beständig wiederholte ich mir alles, was Claudia gesagt hatte, deutete – legte es aus mit philologischer Gewissenhaftigkeit. In der Stadt vor dem Hause des Klubs blieb Spall stehen: „Gehen wir hinauf?“ fragte er. Ich zögerte. Er war mir ziemlich unangenehm mit seiner krampfhaften Heiterkeit.

„Kommen Sie,“ drängte er, „auf eine Stunde. Ich habe diese Nacht noch etwas vor und kann nicht schlafen gehen.“

„Renommist!“ dachte ich – ging aber mit. Ich fürchtete mich, nach Hause zu gehen. Es war mir, als lauere dort ein Umschlag meiner Stimmung auf mich, etwas Quälendes und Trauriges.

Im Klub herrschte sommerliche Leere. Im Spielzimmer saßen einige alte Herren beim Whist. Im Lesezimmer gähnten ein unbeschäftigter junger Arzt und ein unbeschäftigter junger Rechtsanwalt hinter ihren Zeitungen. Wir setzten uns in das Speisezimmer.

„Ich muß Sekt trinken“, sagte Spall. So tranken wir denn Sekt.

Spall versank in Gedanken.

Sein hübsches, freches Knabengesicht nahm einen

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Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/228&oldid=- (Version vom 31.7.2018)