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die da. Man denkt Afrika – da ist Licht und große Blumen und Farben. Nein – es ist nur ganz voll von diesen langweiligen Kilometern.“

„Ja, die lassen sich nicht gut vermeiden“, bemerkte ich ziemlich geistlos. Aber so war es vielleicht richtig in diesem Moment, da sie gegen ihren Mann sprach.

„Wieso,“ sagte Claudia wegwerfend – „ich geh’ – aber ich geh’ nicht Kilometer.“

Wieder stockte die Unterhaltung. Ich hätte jetzt kameradschaftlich scherzen müssen. Aber ich war zu erregt.

„Sehen wir Sie heute Abend?“ fragte Claudia.

„Ach, heute Sonntags“, erwiderte ich zögernd.

„Gott! unter Freunden“, meinte Claudia.

Dieses „unter Freunden“ sollte eine Barriere sein. Ja, wir wollen Barrieren zwischen uns setzen, gefällig gegen unser Gewissen sein, das doch stärker ist.

Eine Glocke erscholl im Hause.

„O – Zeit sich anzukleiden“, rief Claudia erschrocken, wie ein kleines Mädchen, das zu spät zur französischen Stunde kommt. Wir reichten uns flüchtig die Hand und ich ging nachdenklich meinen Weg zurück.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/211&oldid=- (Version vom 31.7.2018)