Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen | |
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Das war, glaube ich, etwas Entscheidendes, was ich da gesagt hatte.
Wir traten aus dem Dunkel der Bäume auf die Terrasse vor dem Hause hinaus. Auf der Veranda, wie ein gelbes Lichtbildchen in all dem Schwarz, sahen wir die beiden Herren beim Schein zweier Kerzen mit Weingläsern bei den Karten sitzen, die Profile hell beschienen. Um Spalls Kopf legten die blonden Locken ein schwaches goldenes Glänzen. Claudia lachte lustig auf. „Das ist hübsch“, meinte sie. Ich wunderte mich, daß sie nach der Erregung, die wir beide eben gefühlt hatten, so lachen konnte. Als wir auf die Veranda kamen, bemerkte Spall spöttisch: „Nun – in Lyrik gemacht?“ Dabei sah er Claudia wieder mit dem seltsam gierigen Besitzerblick an. Claudia wandte sich ab und trat in den Schatten an das Geländer zurück. „Du treibst sie gewaltsam zu mir her, mein Lieber“, dachte ich.
„Famos da unten,“ begann Daahlen, „Stimmung, nur zuviel Stimmung. Meine Frau liebt das. Ich nenne das Depression kneipen.“
Bald darauf gingen Spall und ich fort. Unterwegs bemerkte Spall:
„Eine merkwürdige Frau – meine Cousine“ –
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/193&oldid=- (Version vom 31.7.2018)