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plauderten, erzählten, der eine dem anderen das Wort vom Maul nahm. Ich war in ganz unwahrscheinlicher Stimmung, sehr weit von allem, was mir sonst wirklich schien, allein mit Claudia in dieser dämmerigen Welt, über der es wie Schmerz lag, aber wie Schmerz, den ich mit Claudia gemeinsam zu tragen hatte, als gingen wir engverbunden einen gemeinsamen Leidensweg. Das ist, glaube ich, sehr charakteristisch für meinen Zustand. Claudia bog in einen dunklen Laubengang ein, der ein wenig steil hinauf dem Hause zuführte. Die Dunkelheit brachte sie mir wieder ganz nah – mir war es wieder, als nähme ich ihre kleine Gestalt, ja als küßte ich ihren wundervollen kühlen Mund.

„Sie lieben nicht die Einsamkeit, Baronin?“ fragte meine Stimme höflich.

„Ach Gott!“ erwiderte Claudia, „ich bin sie so gewohnt – so – so – wie –“

„Julchen“, schlug ich vor.

Sie lächelte. „Ja – wie Julchen.“

„Sind Sie soviel allein gewesen?“ fragte ich, was vielleicht zu dreist war.

„Das ist es nicht“, meinte sie. „Einsam – ist

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Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)