Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen | |
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als hätte ich sie gefaßt, ihre Hand in der meinen, schmal und kühl wie nächtliche Blumenblätter; ich fühlte, wie ich den Arm um ihre Taille legte, der Skabiosenstrauß an ihrem Gürtel mußte jetzt ein wenig feucht vom Tau sein. Gott, die wirklich äußere Berührung ist doch immer das letzte Symbol, die letzte Hilflosigkeit dieser heimlichen Zwiesprache unserer Körper. Ich weiß nicht, wie das Gespräch darauf kam, aber Claudia sagte: „Sie heißen Magnus?“
„Ja, Magnus!“ erwiderte ich. „Ich bedaure das. Man heißt eigentlich nicht Magnus.“
„Ein Familienname?“
„Ja, mit dem Namen geht es, wie mit dem Leberflecken, den ein Ahne hat, und dann taucht er immer wieder auf.“
„Ich liebe meinen Namen auch nicht“, meinte Claudia sinnend. „Claudia klingt so, wie – wie etwas, das nicht lebt.“ „Claudia“, wiederholte ich und versuchte etwas Musikalisches in den Ton zu legen, das mißlang jedoch. „Früher stellte ich mir dabei eine große römische Gestalt vor, schwere, gerade Gewandfalten.“
„Und jetzt?“
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/188&oldid=- (Version vom 31.7.2018)