Ketten, vergoldeten Nüssen, Äpfeln, Pfefferkuchen war er geschmückt – sicher genau nach dem Vorbild, das die Frau Konsul bei ihrer Großmutter und Mutter in dem kleinen Schwarzwaldstädtchen gesehen hat. Es war sehr heimatlich. Man vergaß dabei die hastende, neue Stadt da draußen und fühlte sich in eine alte Welt zurückversetzt, wo der Wechsel so langsam vor sich geht, daß sie eigentlich still zu stehen scheint.
Der kleine Junge wurde auf den Teppich gesetzt und ein zusammenlegbares, unzerreißbares Bilderbuch um ihn aufgestellt, und wir halfen der Frau Konsul die Kiste auspacken, die von ihrer Mutter gekommen war. Wie sorgfältig war alles gepackt, in Seidenpapier eingewickelt, mit blauen Bändchen jedes einzelne Paket gebunden und ein Zettel dran gesteckt, mit ein paar lieben Worten für den Empfänger in zittriger Handschrift darauf geschrieben. Lauter Dinge waren darin, die man in New York ganz ebenso bekommen kann. Recht unpraktisch und doch so rührend deutsch! Selbstgestrickte und gehäkelte Dinge für die Kinder, selbstgebackener Kuchen und Würste von dem für Weihnachten geschlachteten Schwein, und auf dem Grund der Kiste ein paar dicke wissenschaftliche Bücher für den Herrn Konsul und, in modernstem Rahmen, eine große Photographie von Böcklins
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)