Bonzen, in verlassenen Tempeln und verstaubten Antiquarläden für mich aufgestöbert haben. Noch ehe ich Sie in Peking kannte, hatte ich die Manie, Buddhas zu sammeln. Ich hatte mehrere von Händlern gekauft, die sie, in ihren weiten Ärmeln versteckt, zu uns trugen und dabei geheimnisvoll flüsterten, diese Götzen stammten aus kaiserlichen Tempeln, und es sei ein großes Risiko, sie zu mir zu bringen. Ich zeigte Ihnen sehr stolz diese Schätze; Sie schauten sie einen Augenblick prüfend an und sagten dann: »Gar nicht übel für moderne europäische Imitation«. Das war ein harter Schlag, und ich war Ihnen zuerst beinah böse, denn nichts tut weher, als liebe Götzen zu verlieren. Und ich hatte die meinigen so ehrerbietig behandelt und immer frische Blumen vor sie hingestellt! Aber es sei Ihnen verziehen, denn Sie haben die falschen Buddhas durch wahre ersetzt, und das tun die wenigsten Leute, die andern ihre Götter nehmen.
Es ist ja auch nicht eben leicht! –
Die letzten Tage, lieber Freund, sind noch ganz der Wohnungseinrichtung gewidmet gewesen.
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)