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still und traurig, und ich fragte ihn, ob er Heimweh habe. Er antwortete, nein, gar nicht, er sei sehr gern hier, aber seine alte Mutter ließe ihm immer schreiben, er solle doch wieder kommen, sie möchte ihn gern bei sich haben. »Ist es nicht eher deine junge Frau?« fragte ich. »Oh nein!« rief er entrüstet, als habe ich ihn einer beschämenden Schwäche beschuldigt, »Frau gar nichts, Mutter alles!« Mein Bruder hat nun für die Mutter Geld nach Peking geschickt, was sie hoffentlich beruhigen wird.

Mit Tas Hilfe habe ich jetzt ausgepackt und unsere Wohnung eingerichtet. Es war eine solche Freude, all die lieben gewohnten Dinge wiederzusehen: die Nephritschalen und Bronzevasen, die Figuren des Laotse, mit dem langen Kopf, aus Elfenbein geschnitzt, die chinesischen Sammte, die mit dem Alter einen ganz chinesischen Charakter angenommen haben, die feinen verblaßten Damaste und Stickereien. Ich habe alles möglichst so gestellt und drapiert, wie es im Pekinger Häuschen war; in der Dämmerstunde, wenn Ta lautlos ins Zimmer tritt, glaube ich manchmal, wieder dort zu sein und würde mich gar nicht wundern, wenn er Sie anmeldete.

Auch einen Buddha-Altar habe ich über dem Kamin aufgebaut, und da thronen all die seltsamen Gestalten, die Sie allmählich bei bestechlichen

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/70&oldid=- (Version vom 31.7.2018)