Während die Gäste sich versammelten, zeigte mir Washington Montgomery einige der wundervollen Bilder, die in den Salons hängen, und die in seinen Augen hauptsächlich deshalb Wert haben, weil sie meistens aus historischen Sammlungen fürstlicher Häuser stammen, die unter dem Hammer endigten.
Der zweite Vetter, dessen Name ich mich nicht entsinne, ist offenbar erst ganz kürzlich in das O’Doylesche Millionenreich verpflanzt worden. Als Champagner serviert wurde, ward er ganz aufgeregt und rief laut über den Tisch: »Drink, drink, gentlemen, whilst it’s fizzing!«
Der Speisetisch war übrigens ein wahres Entzücken! Ich habe noch nie eine solche Fülle von Orchideen gesehen, außer vielleicht in dem Botanischen Garten von Kalkutta. Ich hätte sie gern alle einzeln bewundert: die langen weißen Dolden, die vom Kronleuchter herabhingen, die grünlichen, braungeäderten, die wie kleine samtige Schuhe aussehen, in denen Feen nachts im Mondschein tanzen; die großen blaßlila, die auf ihren hohen Stengeln so stolz und abwehrend erscheinen, bis daß man ihre verlangend geöffneten purpurnen Lippen gewahrt. Orchideen kommen mir immer vor wie manche schöne Frauen, in deren Nähe man gleich fühlt, daß sie wunderbare geheimnisvolle
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)