Dieser kanadische Teufelssee erinnerte mich sehr an einen kleinen See in den Pyrenäen, den ich vor Jahren einmal sah. Dort steht auf einem Felsen ein kleines Kreuz, und der baskische Führer zog das breite wollene Barett ab, bekreuzigte sich und sagte, an der Stelle sei ein Liebespaar ertrunken. Jung, wie ich damals war, rührte mich das sehr. Als ich aber bis zu dem Kreuz geklettert war, las ich eine so alte Jahreszahl, daß das Liebespaar, wenn es statt zu ertrinken, alt und grau geworden wäre, und Urenkel erlebt hätte, unter allen Umständen doch längst hätte tot sein müssen. Das dämpfte meine Rührung. So oder so – ein Kreuzchen wäre doch schon längst das Ende – vielleicht war’s besser so.
Lieber Freund! Die Welt ist hier so schön, daß ich Ihnen gleich wieder schreiben muß! Ich fürchte, dieser Briefanfang ist nicht sehr logisch – aber Sie werden ihn doch verstehen, Sie haben ja immer alles verstanden – Gesprochenes und Unausgesprochenes.
Wir haben uns in einem Lande gekannt, das
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)