anzusehen, und er flirtet mit blassen, verwaschen aussehenden Engländerinnen aus Hongkong, die alljährlich in immer größerer Zahl hierher kommen, um sich vom dortigen erschlaffenden Klima zu erholen. Es werden täglich große Ausflüge unternommen, zu denen die ganze Gesellschaft meist in Kapitän Whites Coach fährt. Er kutschiert vortrefflich, aber es sieht ganz abenteuerlich aus, wenn er mit seinem Viergespann die steilen Korkenzieher-Wege hinauffährt, in so scharfen Windungen, daß das erste Paar Pferde oft genau eine Etage höher zu stehen kommt, als das zweite und der Wagen. Gestern saß ich bei solcher Fahrt neben Kapitän White, und auch bei den halsbrecherischsten Stellen erzählte er lustig weiter, besonders von den Wintersports und von den hiesigen Indianern. Er sagte mit dem Brustton englischer Selbstgefälligkeit, die Regierung sorge für sie mit Geld und Proviant – ich finde das eigentlich das Mindeste, nachdem man den armen Leuten ihr Land weggenommen und ihnen als besondere Gastgeschenke Trunksucht und allerhand Epidemien gebracht hat. Von Zeit zu Zeit sollen die Indianer noch jetzt große Versammlungen abhalten, bei denen ungeheure Mengen Branntwein getrunken werden und die alten Krieger sich unter lautem Beifall all ihrer einstmaligen Morde und Diebstähle rühmen. Um
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)