Gleich nachdem die erste sichere Nachricht kam, habe ich Ihnen telegraphiert und Sie gebeten, mir sofort Nachricht zu geben, denn ich muß es von Ihnen selbst hören, daß Sie gerettet sind, muß mein eigenes Telegramm von Ihnen in der Hand halten können, ein Wort des Glücks, für mich allein bestimmt, in dem großen Jubelklang, der durch die Welt tönt.
Nun warte ich – o, wie ich warte! – auf die erste Kunde, die von Ihnen wieder zu mir dringen wird, nach der langen, langen Zeit.
Dieser Brief soll erst abgesandt werden, wenn ich Ihr Telegramm habe – denn ich werde ihn ja gar nicht mehr nach Peking zu schicken brauchen. Sicher reisen Sie doch gleich von dort ab. Was soll Sie denn auch hindern, wenn ich Sie rufe – und ich rufe Sie, liebster Freund, rufe Sie mit solcher Sehnsucht, daß Sie es fühlen und hören müssen, wo Sie auch sind und durch die dicksten chinesischen Mauern hindurch!
Ich bin so ungeduldig. Kann das Warten auf Ihr Telegramm kaum mehr ertragen. Dann beruhigt
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/259&oldid=- (Version vom 31.7.2018)