in der Umgegend New Yorks; der Sonnabend-Nachmittagszug bringt dann eine Menge Herren, Villenbesitzer und Gäste, die bis Montag bleiben, um sich von der großen Anstrengung des Gelderwerbs auszuruhen. Ich weiß nie genau, was der Beruf des einzelnen Amerikaners ist, weiß nur, daß sie alle Geld machen. Sie erscheinen mir wie geheimnisvolle Wesen, die eine Zauberformel kennen, durch die sie aus allen Winkeln Gold herauszuziehen vermögen, wie in Indien die Schlangenbeschwörer aus allen Ecken, wo niemand sie vermutet, Kobras hervorlocken.
Den Zauber Amerikas aber bilden die Frauen, die es immer verstehen, ihre eigenen Sorgen beiseite zu setzen und das Liebenswürdigsein als Beruf betreiben; vielleicht wären sie noch reizender, wenn sie es nicht immer so eilig hätten, als seien sie in Angst, irgend etwas zu versäumen.
Hier sind einige sehr nette Frauen, von ansteckender Heiterkeit; und ich weiß nicht, ob es ihr Einfluss oder der volle warme Frühling macht, aber mir ist manchmal, als erwache ich allmählich aus einem seltsamen narkotischen Zustand. So muß den Murmeltierchen zu Mute sein, wenn sie sich nach dem Winterschlaf dehnen und recken und die kleinen blinzelnden Augen gewahr werden, daß die schöne Welt immer noch da ist. Dann ruft
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)