Seite:De Briefe die ihn nicht erreichten Heyking Elisabeth von.djvu/165

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vier Wänden viel gescheiter, als bei sich zu Hause. Es ist, als locke er den versteckten Geist aus den verschiedensten Menschen heraus. Vielleicht auch leiht er ihnen von dem eigenen. Eine grenzenlose Bewunderung hat Hanz-Buckau für schöne Frauen, und sie müssen wohl fühlen, welchen Altar dieses arme, verwachsene Männchen ihnen in seinem Herzen errichtet, denn ich kenne keine, die ihm nicht gut gewesen wäre. Der arme Hanz-Buckau, der alle Schönheit so intensiv empfindet und darum unter dem eigenen mißgestalteten Äußern so besonders schwer leidet, der führt auch in seiner Art einen beständigen Kampf zwischen Geist und Körper. Er erinnert mich stets an Leopardi, an jenen großen Italiener, der ewig ungestillte Sehnsucht im Herzen trug, der um die Vergangenheit trauerte und nie eine Gegenwart besessen hatte. Hanz-Buckau ist solch eine Leopardi-Natur, mit einem starken Zusatz echt Berliner Schärfe. Für den Onkel hegt er eine rührende Freundschaft und hat seine Eigenart des vornehm Maßvollen richtig erkannt. »Professor Lichte Höh« ist der neckende Spitzname, den er ihm gegeben. Durch seine Abwehr gegen alles Exzessive und sein inneres Gleichgewicht ist der Onkel dem leidenschaftlichen Hanz-Buckau wahrscheinlich wohltuend. Dieser betrachtet alles sehr kritisch, läßt wenig gelten und

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/165&oldid=- (Version vom 31.7.2018)