Unterdrückung. Es waren ja nur einzelne Leute, die da redeten, zumeist einflußlose, unbedeutende Menschen, aber aus ihren Worten konnte man doch auf den allgemeinen Geist der Zeit schließen, mit seiner Skrupellosigkeit, seiner Abhängigkeit vom Erfolg, seiner Grausamkeit gegen alles auf Erden, was sich nicht wehren kann. Die beiden Japaner hörten dem allen zu, und wenn sie auch selbst wenig sagten, so merkte man ihnen doch an, daß für sie Buddha und seine Lehren in ebenso weiter vergessener Ferne liegen, wie für die anderen Christus und sein Wort, und daß auch sie sich den europäisch-amerikanischen Grundsatz zu eigen gemacht haben: »Friß, auf daß du nicht gefressen werdest.«
Draußen war es sehr neblig, sehr grau und eisig kalt geworden.
Ein oder der andere Passagier fragte wohl mal, ob keine Kollisionsgefahr sei. Dann wurde geantwortet: »In diesen nördlichen Breitengraden fahren gar keine anderen Dampfer, und sollten wir unwahrscheinlicher Weise einem Segelschiff begegnen, so sind wir eben die Wuchtigeren.«
So ging es im dicken Nebel weiter, und in langen gleichmäßigen Zwischenräumen ertönte das schauerliche Nebelhorn.
Die übrigen Reisenden hatten das Rauchzimmer
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)