offenbar sehr. Sie hat Drohungen gehört gegen die Christen, die Fremden und alle, die zu ihnen halten. Sie ist Witwe und wohnt allein mit ihren jüngeren Kindern und mit Tas Frau. Den Brief hat sie einem Schwager von Ta diktiert und auch dieser sagt, er solle möglichst rasch zurückkommen. Er fügt noch hinzu, daß Ta, da er Tatare und Bannermann sei, eigentlich gar nicht außerhalb eines bestimmten Umkreises von Peking hinaus gedurft hätte. Es sei schon mehrmals nach ihm gefragt worden, sie hätten sich bisher immer herausgeredet, die Frager auch mit kleinen Geschenken beruhigt. Aber jetzt fingen Leute, die ihnen übel wollten, an, von Tas Abwesenheit zu reden; um deren Schweigen zu erkaufen, gehörten Summen, die sie nicht aufzubringen imstande seien. Würden sie aber denunziert, so würden sie eingekerkert, gemartert und um alles gebracht werden. Besonders in jetziger Zeit, wo sich Christen still verhalten und suchen müßten, möglichst unbemerkt zu bleiben.
»Und halten Sie die ganze Geschichte für wahr?« fragte ich den Provikar.
»O ja,« antwortete er. »Es ist alles daran so echt chinesisch. Nirgends wie in China hat jeder einzelne so viel Feinde, d.h. Leute, die auf ihn drücken, die etwas Schlimmes, das sie über ihn
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)