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Wer nämlich einen falschen Eid geschworen und steckte seine Hand in des heiligen Hundes schwarzes Maul, dem biß das zuklappende Maul alsbald die Hand ab. Legte aber jemand, der einen rechten Eid geschworen, seine Hand darein, dem tat das Maul nichts.

Dieses Orakel war schon vielmals ausgeprobt worden, als der Kurfürst, der das innige Verhältnis seiner Gattin zu Bracke ahnte, beschloß, sie auf die Probe zu stellen.

Er zog mit Gefolge an den Schlachtensee und sprach zu ihr:

„Halte deine Hand in das Maul des Hundes und schwöre mir, daß kein Mann seit deiner Geburt dich berührt hat als ich allein!“

Da stürzte ein Irrer, vermummt und heulend, durch die Reihen, fiel dem Kurfürsten um den Hals und küßte ihn, danach die Kurfürstin und viele andere anwesende Herren und Damen, ehe es gelang, ihn festzuhalten.

Die Kurfürstin zeigte sich auf das äußerste erschreckt über diesen Zwischenfall.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_173.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)