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„Dieses Leben… diese Zeit… ist eine einzige mond- und glücklose Nacht. Wer sie durchschaut, ist schon weise zu nennen. Leuchtete Euer Stern nicht, Kurfürstin, ich verzweifelte zuweilen…“

„Ihr… durchschaut das Dunkel? Also auch… mich?“

„Kurfürstin: Ihr seid das Helle!“

Die Kurfürstin schüttelte das schöne Haupt.

„Wenn Ihr Euch täuschtet? Wenn ich voll finsterer Pläne wäre – wie Agrippina? Voll Lüsternheit – wie Aspasia? Von wildem Wollen – wie Kleopatra? Wenn dies mein Wesen: Täuschung? Dieser mein Blick auf Lüge nur bedacht? Glaubt Ihr denn in der Tat, daß man in diesem Hause, in diesem Lande, rein und wahrhaft bleiben kann?“

Bracke schrie gepeinigt:

„Ich glaube es, Kurfürstin. Ich glaube an Euch!“

Die Kurfürstin hielt den Ring mit dem Mondstein, den sie an der rechten Hand trug, ins Licht, ließ den Stein weiß über ihrer zarten Haut leuchten und sagte:

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_167.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)