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schwörend und beschwörend in den Klang der Glocken, die eben das neue Jahr einläuteten.


Der Kurfürst erwachte, sprang aus den Kissen und trat vor den Spiegel:

Welch hohe Stirn! Herbergend Gedanken der Herr- und Göttlichkeit! Die Brauen – wie edel geschwungen! Lazertenschwänze! Diese Brust – über die Rippen gespannt wie eine Pauke. Die Augen – Brandstifter der dürren Stroh- und Reisigwelt. Gefährten der rasenden Gestirne. Hier hämmert das Herz, Rotspecht, am Baume der Brunst. Die Füße zerstampfen die Narzissenbeete und Getreideäcker, bis die Engerlinge aus dem zerwühlten Humus ans Licht fliegen und der blinde Maulwurf ihnen folgt. Diese spitzen, weißen Zähne: zerbeißen lebende Küken gern. Ach! einer Frau die Kehle durchbeißen in der Umarmung und im letzten Schauer ihr Blut trinken. Ich bin die Kraft, die Wildheit und die Würde. Ich sehe nichts, was meiner Anbetung wert wäre außer mir.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_149.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)