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einem Rosengarten. Viele Frauen und Kinder folgen ihm, hüpfend und psalmodierend.

Unter der Wölbung rechts schwebt über blauem Berg eine weiße Wolke, aus welcher der Kopf eines Adlers zuckt. Dies ist der Heilige Geist.

Im Tale weiden Ziegen und Schafe, die ihn nicht spüren noch ahnen.

Er wird sie vernichten…

Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Sie werden ihn sehen: überall, im höchsten wie im geringsten. Im Prunkgemälde wie in dieser einfachen Leinwand.“

Die Kurfürstin trat auf Bracke zu:

„Jetzt, da Ihr mir Gott so anschaulich gezeigt, erkenne ich ihn selbst auf dieser leeren Leinwand. Ich will versuchen, ihn niemals mehr zu verlieren. Ich danke Euch, Bracke.“

Und sie reichte ihm ihre kleine Kinderhand.

Das Rentamt des Kurfürsten zahlte Bracke die bedungenen hundertfünfzig Gulden Rest für das Gemälde Gottes aus.

Die Kurfürstin befahl, die golden gerahmte Leinwand

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)