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Der Kurfürst beschied Bracke vor sich:

„Bist du ein Heiliger oder ein Narr?“

Bracke verzerrte das Gesicht.

„Wäre ich ein Heiliger, es ständen nicht soviel Galgen in Eurem Kurfürstentum. Wäre ich ein Narr, ich würde Euch das nicht ins Gesicht sagen.“

Der Kurfürst biß sich auf die Lippen.

„Er hat Mut.“

Bracke sprach:

„Nur grade so viel, um die Wahrheit zu sagen: daß hohe Herren oft sehr niedere Herren sind.“

Der Kurfürst sah durch das große Fenster.

„Er will den Menschen helfen?“

Bracke stöhnte.

„Ich versuche es, Herr… Sie sind meine Gefährten und nächsten Verwandten in dieser Wildnis. Wäre ich ein Tier, so hülfe ich den Tieren. Wäre ich eine Eiche, ich böte mich dem Efeu dienend dar. Als Muschel wüchse Moos auf mir.“

Der Kurfürst schenkte Bracke fünfzig Taler.

Als er durch das Schloßportal kam, saß dort ein

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)