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des Staunens nicht erwehren, daß mir, einem armen Mönche, eine solche Ehre zuteil werde; wie hätte ich so etwas jemals ahnen können!

Bei der Vereidigung, die im Muschelsaale stattfand, waren unter anderen zugegen Reichskanzler Fürst Bülow und von Straßburg die Herren Statthalter Fürst Hohenlohe, Staatssekretär von Köller, Unterstaatssekretär Dr. Petri. Nachdem ich dem Kaiser meinen Dank und meine Huldigung dargebracht hatte, legte ich den Eid ab, worauf der Kaiser eine sehr gnädige Ansprache an mich richtete. Aus der Unterhaltung bei Tisch sind mir zwei Worte des Kaisers in der Erinnerung geblieben, die recht charakteristisch sind. Als ich die Bemerkung machte, dem Bischofe stehe nur eine moralische Macht zu, er verfüge nicht über Kanonen, erwiderte der Kaiser lebhaft: »Wie könnte ich meine Macht mit der Ihrigen vergleichen!« Im weiteren Verlauf der Unterhaltung äußerte er: »Es steht fest, daß unter allen Institutionen die am besten organisierten sind die katholische Kirche und die preußische Armee.«

Nun schlug bald die Abschiedsstunde[1] vom lieben Kloster. Es war gut, daß Gott mich die ganze Größe des Opfers nicht fühlen ließ und mir den Mut gab, unverzagt einer unbekannten Zukunft entgegenzugehen.

In der Frühe des 26. Oktober verließ ich Maria-Laach; P. Prior Maurus Plattner gab mir das Geleite. In Trier verweilten wir ein paar Stunden im gastlichen Hause des Herrn Bischofs Dr. Korum, der für Maria-Laach und seinen Abt stets väterliche Güte gezeigt hatte. In Sierck, der ersten lothringischen Station, begrüßten mich die Herrn Kapitularvikare, die Prälaten Karst und Weislinger, sowie eine Abordnung der Metzer Katholiken. Im geschmückten Sonderzug fuhren wir der alten Bischofsstadt zu. Auf dem Bahnhofe wurde ich vom Gemeinderate begrüßt, im bischöflichen Palais vom Domkapitel.

Die Konsekration[2] fand am Feste der heiligen Apostel Simon und Juda (28. Oktober) unter großer Teilnahme des Klerus und des Volkes im Dome statt. Konsekrator war Bischof Dr. Korum von


  1. Vgl. den 2. Abschnitt des Nachtrages.
  2. Vgl. den 3. Abschnitt des Nachtrages.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_92.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)