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Stunden verweilten die Majestäten im Kloster und nahmen alles Sehenswerte mit lebhaftem Interesse in Augenschein. »Der Hochaltar«, sagte Seine Majestät zu mir, »ist meine Sache. Den werde ich anfertigen lassen, und er soll schön werden, aus Marmor, Porphyr, vergoldetem Erz und Mosaik. Er wird das Andenken an meinen Besuch in Laach sein.«

Schon am 27. März 1899 konnte Generaloberst von Loë im Namen des Kaisers den Altar der Abtei Laach feierlich übergeben.

Zwei Jahre später, am 25. April 1901, besuchte Seine Majestät unser Kloster zum zweiten Male, diesmal in Begleitung des Kronprinzen, der eben die Universität Bonn bezogen hatte. Auch dieser Besuch dauerte etwa zwei Stunden und vollzog sich in huldvoller Herablassung und Herzlichkeit. Der prächtige Baldachinaltar fand die volle Anerkennnng des Kaisers.

Gewiß ist die Stiftung dieses Altars ein einzigartiges Ereignis, das den spätesten Zeiten erzählen wird von der idealen Hochherzigkeit und dem tiefen religiösen Sinn eines Hohenzollernkaisers inmitten einer mehr und mehr auf das Materielle gerichteten Zeit.

Da sich ein lästiges Magenübel einstellte, ließ ich mich zu einer längeren Kur bewegen. Im Sommer des Jahres 1898 und 1899 ermöglichte es mir ein freundlicher Wohltäter, mich zur Herstellung der angegriffenen Gesundheit nach Paris zu begeben zu einem Spezialisten. Ich mußte hier jedesmal mehrere Wochen verbringen. In der ersten Zeit fand ich liebevolle Aufnahme bei den Patres Jesuiten, die in der rue Lafayette die sogenannte deutsche Mission St. Joseph leiteten. Leider liegt das Haus in einem so unruhigen Stadtteil, daß es mir unmöglich war, länger dort zu bleiben. So war ich herzlich froh, als ich die Einladung erhielt, bei den Benediktinerinnen der rue Monsieur Wohnung zu nehmen. Dankbar ging ich auf das Anerbieten ein und fand im Kloster von St. Louis du Temple, was ich suchte. Wie der Name besagt, war das Kloster ursprünglich im alten Staatsgefängnis des Temple eingerichtet, wo Ludwig XVI. gefangen gehalten wurde; später ward es an die jetzige Stelle übertragen.

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_83.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)