Seite:De Benzler Leben 81.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vollendeten ihre Studien und empfingen die heiligen Weihen. Bischof Dr. Korum von Trier und Weihbischof Graf Galen von Münster erteilten feierlich die Priesterweihe in der Abteikirche. Das Noviziat, diese Hoffnung der Zukunft, segnete der Herr: er sandte uns eine Anzahl junger Leute, die guten Beruf mitbrachten und für später das Beste versprachen. Es galt, so in Geduld den Samen auszustreuen für die zu erwartende Ernte. Auch die Zahl der Gäste, die das Kloster besuchten oder hier die heiligen Exerzitien machten, mehrte sich. Die Arbeiten in der Seelsorge nahmen ihren Fortgang. Die Geistlichkeit der Umgegend unterhielt gute Beziehungen zum Kloster. Die Neugründung hatte sich bald eingelebt und Wurzel geschlagen.

Im Jahre 1894 fand das Generalkapitel der Beuroner Kongregation in der Abtei St. Benedikt zu Maredsous statt. Ich hatte einige Jahre vorher dieses belgische Kloster zum ersten Male besucht und in der Folgezeit wiederholt Gelegenheit, dorthin zurückzukehren. Man kann nicht umhin, die Glaubenskraft zu bewundern, die diese monastische Gottesstadt auf den wallonischen Höhen geschaffen hat. Im Stile des dreizehnten Jahrhunderts erhebt sich der mächtige Bau der Abtei, die hochherzige Stiftung der Brüder Henri und Jules Desclée, der bekannten Tournaier Industriellen. Die Kirche gleicht einer Kathedrale, das Kloster schmiegt sich ihr an, wie aus dem Felsen gehauen, für die Ewigkeit gegründet. Jenseits der Kirche liegt die Abteischule, in der Kinder der angesehensten Familien des Landes ihre Erziehung finden. Auf der Klosterseite erblicken wir in einiger Entfernung die Kunst- und Gewerbeschule St. Joseph, in der eine Anzahl Knaben in den feineren Industriezweigen unterrichtet werden. Setzen wir unseren Weg fort, am Klosterhotel vorbei, so sind wir in einigen Minuten an der weiten Umfassungsmauer der Frauenabtei St. Scholastika zu Maredret. Während die Abtei St. Benedikt und die Klosterschule den berühmten Gotiker Baron Béthune zum Erbauer haben, sind die Pläne für die Gewerbeschule und für St. Scholastika von Abt Hildebrand de Hemptinne entworfen

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_81.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)