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unter der Leitung ihrer Professoren den theologischen Studien zu obliegen. Bald traten auch seelsorgerliche Arbeiten in und außer dem Kloster an uns heran. Die Pfarrer der Umgegend erbaten Aushilfe, die Gläubigen fanden den Weg zur Klosterkirche. Namentlich in der Osterzeit war die Arbeit im Beichtstuhl keine geringe; mitunter war der Zulauf so stark, daß anfangs viele unverrichteter Sache heimkehren mußten. Später, als die Kräfte sich mehrten, konnte auch in der Seelsorge mehr geleistet werden. An Gelegenheit dazu fehlte es keineswegs. Nicht unmittelbar im Weltverkehr gelegen und doch nicht zu weit von den Verkehrsadern entfernt, bietet Maria-Laach fürs monastische Leben die erwünschte Ruhe und Einsamkeit, zugleich aber auch vielfache Möglichkeit zur Betätigung des apostolischen Eifers.

Am 15. August 1893, dem Feste Mariä Himmelfahrt, begingen wir die achthundertjährige Jubelfeier der Gründung des Klosters Laach. Bischof Dr. Korum von Trier hielt das Pontifikalamt und eine begeisterte Predigt. Geistlichkeit und Volk waren in großer Zahl zum Feste gekommen. Die bei dieser Gelegenheit von uns herausgegebene Schrift »Die Benediktiner-Abtei Maria-Laach. Gedenkblätter aus Vergangenheit und Gegenwart«[1] fand guten Anklang und erlebte rasch drei Auflagen.

Aus demselben Jahre ist ein anderes, für die innere Entwicklung des Klosters bedeutungsvolles Ereignis zu verzeichnen. Am 15. Oktober, dem Feste der heiligen Theresia, erhob Erzabt Plazidus kraft apostolischer Vollmacht das Kloster Maria-Laach zur Abtei und ernannte seinen Prior zum ersten Abte.

Ich hatte diesen Verlauf der Dinge kommen sehen, so daß es mich nicht überraschte. Ich fühlte aber trotzdem die ganze Schwere des Kreuzes, das mir auferlegt wurde. Wußte ich doch, daß mein Leben,


  1. Herausgegeben von K. Kniel. Der erste Abschnitt des Buches über den Benediktinerorden stammt aus der Feder des Abtes Willibrord.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_77.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)