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Im Jahre 1888 ging das fünfte Lustrum seit der Gründung Beurons zu Ende. Das Jubelfest wurde mit allem Glanze gefeiert. Fünfundzwanzig Jahre sind in der Geschichte eine kurze Spanne Zeit. Aber für eine entstehende Ordensgenossenschaft bedeuten sie das Werden und Wachsen, das Sich-Festigen und Sich-Ausgestalten, das Legen der Fundamente für die ganze spätere Entwicklung. Wir hatten alle Ursache, Gott aus Herzensgrund zu danken für den reichen Segen, den er uns gespendet hatte. Das kleine Reis, das in Beurons Boden gesenkt worden, war gewachsen und zum Baume gediehen, der seine Zweige nach Belgien, England, Böhmen und Steiermark ausbreitete. Die vom apostolischen Stuhle approbierten Konstitutionen waren für alle Klöster der Kongregation Norm und Richtschnur. Das monastische Leben stand überall in schöner Blüte.

In der Abtei Maredsous wurde das Jubiläum durch die feierliche Einweihung der herrlichen Abteikirche gefeiert. Kardinal Schiaffino (+ 23. September 1889), selber ein Sohn des heiligen Vaters Benedikt, vollzog die Weihe am 19. August. Auf der Rückreise nach Rom besuchte der Kardinal Beuron und verweilte einige Tage bei uns.

Das Jahr 1890 sollte Beuron und der ganzen Kongregation einen schmerzlichen Verlust bringen; es sollte das Todesjahr ihres ersten Erzabtes und Gründers werden.

Zu Ostern hatte Erzabt Maurus sein großes Psalmenwerk »Psallite sapienter« vollendet; es war das für ihn eine große Freude und Genugtuung. Er unternahm dann die gewohnte Visitationsreise nach Emaus und Seckau und begann, nach Beuron zurückgekehrt, die Arbeiten des dritten Generalkapitels. Während desselben erkrankte er und starb, wenige Tage später, am 8. Juli 1890. Sämtliche Äbte der Kongregation waren mit der Klosterfamilie um das Sterbebett geschart und empfingen den letzten Segen des scheidenden Vaters.

Es war ergreifend, als nach eingetretenem Tode Abt Plazidus sich erhob und mit fester Stimme sprach: »Meine Brüder, hier an der Leiche unseres teuersten Vater Erzabtes, des Vaters von uns allen,

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_67.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)