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mehr zurückgekehrt, da seine Gesundheit unter dem tropischen Klima zu sehr gelitten hatte. Er wurde zum Generalabt seiner Kongregation, von Subiako, gewählt und starb einige Jahre darauf[1]. Gott lohne ihm die große Liebe, die er mir erwiesen hat.

Im Jahre 1886 traf unser Kloster eine schwere Heimsuchung. Einer der beiden mächtigen Türme der Kirche war in seinen Fundamenten morsch geworden und verursachte ernste Sorgen. Wenn er einstürzt, welchen Schaden wird er anrichten? wie wird er fallen? auf die Kirche? Unser Architekt, P. Ephrem Entreß († in Beuron am 3. Juni 1888) hatte eine einfache, aber sinnige Vorrichtung auf dem anderen Turme angebracht, wodurch die Bewegung des bedrohten genau angegeben wurde. Diese war so bedeutend, daß wir es für nötig hielten, die Regierung davon zu benachrichtigen. Man sandte eine Kommission zur Prüfung der Sachlage, die sich dahin äußerte, daß der Turm noch hundert Jahre stehen könne. Allein der Turm nahm keine Rücksicht auf die Entscheidung der Kommission. Kaum drei Tage später erklärte uns P. Ephrem in der Abendrekreation, der Turm könne am folgenden Tage zum Sturze kommen.

Als wir am anderen Morgen Matutin und Laudes gebetet hatten, sagte mir P. Ephrem, wegen der drohenden Gefahr sei es unmöglich, in der Kirche die heilige Messe zu lesen. Auf meine Frage, wie lange es noch währen könne bis zum Eintritt der Katastrophe, antwortete er: »Etwa eine halbe Stunde«! Ich begab mich in die Hauskapelle und las dort die heilige Messe. Beim Paternoster vernahm ich ein starkes Knistern, dann einen dumpfen Krach, – der Turm lag am Boden. Als ich nach der Danksagung mich an Ort und Stelle begab, sah ich


  1. Geboren am 28. November 1835 zu Beyenburg bei Elberfeld, erhielt er am 30. Mai 1858 zu Subiako das Gewand des heiligen Benedikt. Von 1876–1878 Provisitator der belgischen Provinz, wurde er 1878 zum Apostolischen Vikar von Ostbengalen ernannt. 1887 wurde er von seinem Amte auf inständige Bitten enthoben, aber 1888 zum Generalabt gewählt. Er starb in Subiako am 1. März 1890.
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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_58.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)