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In der grünen Steiermark
(1883–1887)

Seckau liegt im Murtale, acht Kilometer von der Stadt Knittelfeld, auf einer dem Hochgebirge vorgelagerten Ebene. Der Ausblick in das weite Tal, auf die ragenden Berge ist herrlich. Die Gebirgsformen sind sanfter, als in Tirol; die saftigen Matten haben mit Recht dem Lande den Namen die »grüne« Steiermark eingetragen.

Im Jahre 1143 hatte Adalram von Waldeck in Seckau ein Augustinerchorherrnstift gegründet. Als Erzbischof Eberhard II. von Salzburg († 1. Dezember 1246) in diesen Gegenden ein Bistum errichten wollte, bestimmte er, daß die Seckauer Stiftskirche die Kathedrale der neuen Diözese sein und diese von Seckau den Namen erhalten solle. Josef II. hob 1782 das Chorherrnstift auf und verlegte die bischöfliche Residenz nach Graz. Die Benennung ‚Bistum Seckau‘ wurde aber beibehalten.

Wir fanden die ausgedehnten Klostergebäude noch zum großen Teile erhalten; sie befanden sich aber nicht durchweg in gutem Zustande und konnten nur allmählich unseren Zwecken angepaßt werden.

Die ehemalige Domkirche ist ein Juwel romanischer Baukunst. Der Hochalter zeigt eine Krönung Mariä mit einer interessanten Darstellung der heiligsten Dreifaltigkeit, einer Schnitzerei in Holz aus spätgotischer Zeit, in der auch der Heilige Geist als menschliche Person erscheint. Außerdem besitzt die Kirche ein kleines Muttergottesbild in byzantinischen Formen, das nach der Legende in einem hohlen Baumstamme gefunden worden sein und den Anlaß zur Gründung von Seckau gegeben haben soll. Dieses sogenannte »Ursprungsbild« steht als Bild der »Hausfrau von Seckau« hoch in Ehren. Es wurde nach unserer Ankunft auf den neu errichteten Altar der »Bischofskapelle« übertragen. Die genannte Kapelle, in gotischem Stil erbaut, ist an die Nordseite der Kirche gelehnt. Sie ist mit den Bildnissen der Bischöfe von Seckau geschmückt;

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_50.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)