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in meiner Hand. Das war für mich ein neuer Sporn zu eifrigem Studium, das hinwiederum für mich zur Quelle reichen Segens und edelsten Genusses wurde.

Wie dankbar bin ich Gott dafür, daß er mir so Gelegenheit gab, mich eingehender mit den Wahrheiten unseres Glaubens zu befassen, tiefer einzudringen in ihr Verständnis und ihre übernatürliche Schönheit. Noch erinnere ich mich der lebhaften Freude, die ich empfand, als ich beim Studium der Lehre von der Erbsünde aus dem Dunkel dieses Geheimnisses die Güte Gottes so hell hervorleuchten sah. Kann es überhaupt etwas Edleres geben, als an der Hand des Glaubens, soviel die menschliche Schwäche es gestattet, die Gedanken Gottes nachzudenken und in ihrem Lichte sich zu erfreuen? Das dogmatische Handbuch von Scheeben wurde für mich die reichste Fundgrube; aus seiner tiefsinnigen, warmherzigen Auffassung des katholischen Dogmas schöpfte ich die besten Anregungen für mich und meinen Unterricht.

Dreieinhalb Jahre blieb ich in der böhmischen Hauptstadt. Das Leben floß in Gebet und Arbeit friedlich dahin. Noch ist es mir in Erinnerung, wie mich der Gedanke erfreute, daß ich nie die Bürde eines Obern werde zu tragen haben, daß man mich dazu durchaus nicht gebrauchen könne. Leider hatte ich mich geirrt. Die Enttäuschung sollte nicht lange auf sich warten lassen.

Doch ich muß hier noch einer besonderen Gnade Erwähnung tun, die Gottes Güte wohl zur Stärkung für den weiteren, rauheren Lebensweg in Bereitschaft hielt. Bisher war ich mit den kleinen Prüfungen, die der Herr mir schickte, vielfach recht schlecht fertig geworden. Ich verstand noch nicht das Wort des Herrn an Saulus: »Es ist dir hart, gegen den Stachel auszuschlagen« (Apg. 9, 5). Wenn ein Kreuz, zumal ein etwas peinliches, mich heimsuchte, dann sträubte ich mich innerlich und trachtete, ihm zu entgehen. Dieses Widerstreben verwundete aber die Seele nur noch mehr, machte das Kreuz schmerzhafter und störte den inneren Frieden.

Da drang einmal während der Exerzitien ein schlichtes Wort in

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_47.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)