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die hervorragenden Maler P. Gabriel Wüger und P. Lukas Steiner zur Seite standen. So wurde das großartige Werk geschaffen, das eine Verherrlichung des heiligen Benedikt und seines Ordens darstellt und mit Recht die Aufmerksamkeit aller Kunstfreunde auf sich zieht.

Wir im Kloster nahmen innigen Anteil an dem Entstehen und Werden dieses Werkes. Berichte belehrten uns über den Fortgang der Arbeiten; Skizzen und photographische Wiedergaben ermöglichten es, uns ein ungefähres Bild von dem Geschaffenen zu machen.

Diese Beschäftigung mit der Kunst hatte für uns etwas sehr Bildendes und Befruchtendes, wie denn überhaupt die Mission der Kunst für die Anfänge der Beuroner Kongregation nicht zu verkennen ist. Die herrlichen Schöpfungen der Künstler im Mutterkloster, in der Kirche, im Kreuzgang, im alten Refektorium und besonders in der einzig schönen St. Mauruskapelle verfehlten nicht, auf das Gemüt einen tiefen Eindruck zu machen. Die edlen Gestalten von überirdischer Schönheit zogen von selber den Sinn vom Irdischen zum Höheren, Geistigen empor. Diese Bemühungen der Künstler standen in voller Harmonie mit dem liturgischen und monastischen Leben und förderten wirksam das ideale Streben, das Abt Maurus seiner Kongregation als kostbarstes Erbe hinterlassen hat[1].

Das klösterliche Leben nahm seinen ruhigen Verlauf, im hunderttürmigen Prag nicht anders als im stillen Alpenkloster. Unsere theologischen Studien fanden einen gewissen Abschluß in dem Cura-Examen, das ich mit mehreren meiner Mitbrüder vor dem fürsterzbischöflichen Delegaten zu bestehen hatte. Prälat E. Tersch, Kanonikus des Metropolitankapitels bei St. Veit, verstand es, die Prüfung formell zu einer Glanzleistung zu machen. In natürlicher Gedankenfolge entrollte er vor uns einen großen Teil der praktischen Theologie und bot uns dabei durch Fragen reichlich Gelegenheit, unser Wissen zu zeigen. Da unsere Antworten befriedigten, so


  1. Über die Beuroner Kunst vgl. J. Kreitmaier, Beuroner Kunst. Eine Ausdrucksform der christlichen Mystik. 3. Aufl., Freiburg 1921. Vergl. darin S. XVII f. die wichtigste sonstige Literatur.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_43.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)