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Gegenwart entzog, um ihnen reichlicher die Gnaden seines Geistes zu spenden, so mußte auch ich etwas Ähnliches erfahren. »Es ist gut für euch, daß ich gehe.« Der Herr wollte mich lehren, mich nicht auf einen Menschen, und wäre es auch der beste, zu stützen, sondern auf ihn allein. In diesem Sinne ist mir das schmerzliche Opfer heilsam geworden. Ich mußte übrigens Gott herzlich dankbar sein, daß er mir für den Beginn des monastischen Lebens einen so ausgezeichneten Führer gegeben hatte.

Selbstverständlich bewahrte ich P. Hildebrand zeitlebens die größte Dankbarkeit; schuldete ich ihm doch so viel! Er hatte uns eingeführt in die »Schule des göttlichen Dienstes«, die der heilige Benedikt durch seine Regel errichtet hat; er hatte uns begeistert für das monastische Leben und uns dessen Verständnis in so überraschender Weise zu erschließen gewußt; er hatte uns Hochschätzung und Liebe für das liturgische Gebet gelehrt; er hatte uns angeleitet zu einem inneren Leben und hatte uns im Gehorsam gegen den Abt und gegen die heilige Kirche den festesten Halt gegeben fürs ganze Leben.

Am 20. September hielt P. Hildebrand seine Abschiedskonferenz. In ihr führte er etwa folgendes aus: »Es soll diese Konferenz eine Zusammenfassung alles dessen sein, was ich Ihnen bisher gesagt habe. Die Vollkommenheit besteht in der Ähnlichkeit mit Christus, dem Gekreuzigten. Von Jesus Christus heißt es in der Heiligen Schrift: »Dilectus meus candidus et rubicundus« (Mein Geliebter ist weiß und rot) Hohesl. 5, 10, – »candidus« (weiß) durch seine Unschuld: Auch wir müssen weiß, unschuldig werden; dafür ist uns die Buße und Abtötung nötig. »Rubicundus« (rot), durch seine glühende Liebe, die ihn antrieb, seinen letzten Blutstropfen für uns zu verspritzen: Auch wir müssen rot werden, glühend von Liebe zu unserem göttlichen Erlöser. Diese unsere Liebe muß sich zeigen und bewähren im Leiden, wie Jesus selbst uns seine Liebe ganz besonders bewiesen hat durch sein bitteres Leiden«.

»Um zu diesem Ziele zu gelangen, will ich Ihnen zwei Wege

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_37.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)