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mit der Bitte, doch endlich einmal dreizehn ausgewiesene lothringische Priester heimkehren zu lassen; seine Schritte beim Reichskanzler, beim Generalkommando des einundzwanzigten Armeekorps und beim Oberbefehlshaber Herzog Albrecht seien erfolglos gewesen; man möge doch diese harte Maßregel außer Kraft setzen. Der Bischof besuchte die internierten Priester und tröstete sie; so benützte er z.B. die Bischofskonferenz in Fulda jedesmal, um seine in Hünfeld zurückgehaltenen Priester aufzusuchen.

Einen schweren Kampf hatte der Bischof mit einzelnen Militär­behörden wegen des in manchen Pfarreien notwendigen Ge­brauchs der französischen Sprache beim Gottesdienste. Es kostete ihm viele Mühe, die Behörden davon zu überzeugen, daß in Pfarreien, wo eine größere Anzahl meist älterer Leute der deutschen Sprache nicht mächtig ist, das Bedürfnis nach einer französischen Predigt vorlag. Die gewaltsame Unterdrückung der französischen Sprache, so schrieb er einmal, fördere das Deutschtum nicht, erziehe im Gegenteil Heuchler und, indem sie die Volksseele in den tiefsten Gefühlen verletze, sammle sie einen inneren Groll an, der seiner Zeit in unliebsamer Weise zum Ausdruck kommen müsse. Das Ergebnis dieser Verhandlungen war schließlich ein Übereinkommen zwischen den Civil- und Militärbehörden und der bischöflichen Kurie vom 29. September 1915, wodurch die Pfarreien der Diözese in vier Gruppen geteilt wurden: davon umfaßte

Gruppe A:

alle Pfarreien, in denen »vorläufig« nur in französischer Sprache gepredigt werden durfte, für einquartierte Soldaten auch in deutscher Sprache.

Gruppe B:

Pfarreien mit Predigt in deutscher und französischer Sprache, für eine sprachliche Minderheit nur kurze Predigt.

Gruppe C:

Pfarreien, in denen beim Hauptgottesdienst deutsche Predigt gehalten wurde, daneben regelmäßig ein zweiter, weniger feierlicher Gottesdienst in französischer Sprache.

Gruppe D:

Pfarreien mit nur deutscher Predigt.


Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_196.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)