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Das größte Ansehen genoß unter den Theologiestudierenden P. J. Jungmann († 25. November 1885), Professor der geistlichen Beredsamkeit und Katechetik. Seine Vorträge waren sehr interessant und lehrreich. Als Philosoph ging er den Dingen auf den Grund. Die beiden Schriften, die er damals veröffentlicht hatte, »Gemüt« (2. Aufl. 1885) und »Schönheit und die schöne Kunst, (1866) gaben seinem Fache die philosophische Grundlage. Die theoretischen Darlegungen wußte er im Unterricht durch zahlreiche Beispiele mustergültiger Vorbilder zu stützen und zu veranschaulichen. Aus seinen Vorlesungen ist später das große Werk »Theorie der geistlichen Beredsamkeit« (2 Bände, 3. Aufl. 1895) hervorgegangen. Auch außer­halb des Kollegs übte P. Jungmann einen weitgehenden und geseg­neten Einfluß auf die Studenten aus.

Worin alle Professoren übereinstimmten, das war die gesunde katholische Lehre, die sie uns unverfälscht übermittelten; ein Modernist konnte aus der Innsbrucker theologischen Schule nicht hervorgehen. Alle waren auch einmütig in der Liebe zur heiligen Kirche und in der treuen Hingebung an den Stuhl Petri, Gesinnungen, die sich uns unvermerkt mitteilten und die wir als kostbares Erbe mit ins Leben nahmen.

Die Unterrichtssprache war die lateinische; nur Kirchengeschichte und Beredsamkeit wurden deutsch vorgetragen. Das verursachte anfangs wohl einige Schwierigkeiten, da man es ja leider auf dem Gymnasium nicht mehr zum Lateinsprechen brachte; allein ich freue mich, daß ich lateinische Vorlesungen hörte und mich so mit der Sprache der Kirche mehr vertraut machen konnte. Übrigens wird auch in den österreichischen Priesterseminarien die Theologie lateinisch vorgetragen, wie die katholische Tradition es verlangt; für Innsbruck kommt in dieser Hinsicht noch der besondere Grund hinzu, daß die theologischen Vorlesungen von manchen Ausländern, von französisch sprechenden Schweizern, Amerikanern usw. besucht werden.

Von meinen damaligen Mitschülern wurden eine Anzahl später weiter bekannt, so der nachmalige Fürsterzbischof von Prag

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_18.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)