Seite:De Benzler Leben 155.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

besaß dieses Recht schon früher. Auf der Diözesansynode von 1913 bestimmte Bischof Willibrord, daß vom Herbst 1914 an niemand mehr ins Große Seminar aufgenommen werden dürfe, wer nicht die staatliche Reifeprüfung bestanden habe.

Ein großes Anliegen war dem Bischof der Neubau des Kollegs St. Augustin zu Bitsch. Jedes Jahr führte dieses Kolleg zehn bis fünfzehn Aspiranten des Priesterstandes dem Großen Seminar zu. Der Zudrang von Studenten zu diesem Kolleg war so stark, daß ein empfindlicher Platzmangel eintrat. Deshalb hatte der Bischof schon im Jahre 1903 einen Bauplatz in der Nähe der Stadt erworben. Aber wie die gewaltig hohe Summe für den Bau aufbringen?

Am 27. November 1904 erhielt er auf sein Ansuchen von der rö­mischen Kongregation für drei Jahre das Privileg, daß die Priester für Binationsmessen Stipendien annehmen und für diesen Neubau bestimmen durften. In einem Schreiben an seinen Klerus vom 2. Juli 1911 empfahl er dringend eine Sammlung für den Neubau. Schon am 24. Januar 1912 wandte er sich wieder um milde Gaben an die Priester; es sei bisher erst ein Sechstel der Bausumme (hundertfünfundsechzigtausend Mark) zusammengekommen. Nachdem er auf der Diözesansynode des gleichen Jahres dieses Anliegen noch einmal seinem Klerus ans Herz gelegt hatte, ordnete er in einem Hirten­schreiben vom 28. Oktober 1913 in der ganzen Diözese eine all­gemeine Kirchenkollekte für den Neubau an und mahnte die Gläu­bigen, dem Beispiele der Priester zu folgen, die reichlich gegeben hätten. Es war ein Herzenswunsch des Bischofs[1], diesen Neubau noch erstehen zu sehen. Bei seinem letzten Besuche in Bitsch sagte er zum Direktor des Seminars: »Das neue Gymnasium möchte ich Ihnen noch bauen, die Kapelle konsekrieren und dann mein 'Nunc dimittis' singen.« Gott hat seinen Wunsch nicht erfüllt. Es kam der Krieg und zerstörte diese wie so manche andere Hoffnung.

  1. Vgl. am Schlusse seiner Erinnerungen, S. 132. Über das Große und die Klei­nen Seminare der Diözese vgl. Kalender der Unbefleckten Empfängnis Mariä, Königin des Klerus (Metz 1922).
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_155.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)