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Bischof Willibrord und Rom


Wie Bischof Willibrord die hohepriesterliche Würde nur im Gehorsam gegen den obersten Hirten der Kirche angenommen hatte, so wollte er auch nur im Gehorsam gegen Rom seines hohen Amtes walten. Es galt ihm als höchster Grundsatz, daß sich sein bischöfliches Wirken im engsten Anschluß an den Heiligen Vater halten müsse.

Ersah in den Verfügungen des Papstes und der römischen Kongregationen Gottes heiligen Willen. Deshalb führte er sie alsbald in seiner Diözese durch. So geschah es bei den päpstlichen Dekreten über den Kirchengesang, über die öftere und tägliche heilige Kommunion, über die frühe Kinderkommunion.

Ein Herzensanliegen für den Bischof war jedesmal die vom Kirchenrechte gewünschte Reise nach Rom. In seinen Lebenserinnerungen berichtet er ausführlich darüber (S. 96ff., 108ff., 120f., 124). Bei diesen Berichten, die von der sonst zurückhaltenden, trockenen Darstellung merklich abstechen, fühlt man, wie seine begeisterte Liebe zum apostolischen Stuhle dabei mitspricht. Der Bischof fand in Rom jedesmal das, wovon ihm der Abt-Primas am 22. Dezember 1907 vor seiner Romreise schrieb: »Diese Reise wird für Sie auch Ruhe bringen; denn der Bischof fühlt die Last seiner Bürde weniger, wenn er sie für einige Augenblicke zu den Füßen des obersten Hirten niederlegen kann.«

Wenn der Bischof nach Rom ging, sollte das ein Ereignis werden für alle seine Diözesanen. Deswegen kündete er seine Romreise jedesmal in einem eigenen Hirtenschreiben seinen Gläubigen an und empfahl sich ihren Gebeten; nach seiner Heimkehr richtete er wieder besondere Worte an sie, berichtete über die Reise und suchte damit die Liebe und Begeisterung, die sein Herz gegen den apostolischen Stuhl erfüllte, auch in seinen Diözesanen zu wecken.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)