Seite:De Benzler Leben 114.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Damen das Zeugnis geben, daß sie mit größter Hingebung und mit weiser Umsicht an alles dachten und alles vorbereiteten.

Die Hauptidee, die dem Kongreß zu Grunde gelegt wurde, war das weltbewegende Dekret des Heiligen Vaters über die häufige und tägliche Kommunion. Selten hatte ich über die katholische Wahrheit eine so lebhafte Freude empfunden, als bei der ersten Lesung dieses Dekretes. Jetzt sollte es die Seele unseres Kongresses werden, um durch ihn in die Seele des gläubigen Volkes zu dringen.

Eine Hauptfrage bildete die Prozession, die den Kongreß schließen und krönen sollte. Wir hatten, wie schon gesagt, eigentlich von vornherein auf ihre Abhaltung verzichtet, weil ein altes französisches Gesetz sie verbot. Wir sagten uns aber schließlich doch, daß wir wenigstens um die Erlaubnis zur Prozession einkommen müßten, wäre es auch nur, um dem Einwande zu begegnen, wir hätten nicht darum nachgesucht. Wie ich kaum anders erwartet hatte, traf von Straßburg auf mein Gesuch ein ablehnender Bescheid ein. Ich legte diese ungünstige Antwort stillschweigend bei Seite. Eine glückliche Fügung wollte es, daß durch zwei einflußreiche Männer die Sache an den Reichskanzler gebracht wurde. Dieser erkannte, daß der gute internationale Ruf Deutschlands hier in Frage komme, und veranlaßte die Straßburger Regierung, der Prozession kein Hindernis in den Weg zu legen. Nicht ganz drei Wochen vor dem Kongresse[1] erhielt ich die Gewißheit, daß die Schlußprozession stattfinden könne. Die kurze Zeit genügte, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen und alles aufs Beste zu ordnen.

Inzwischen hatte der Heilige Vater auf meine Bitte den Kardinal Vinzenz Vanutelli zu seinem Legaten ernannt, der auf dem Kongreß den Vorsitz führen sollte. Am 14. Juli richtete Pius X. ein Schreiben an seinen Legaten, in dem er dessen Ernennung bestätigte und herrliche Worte über die heilige Eucharistie als den Mittelpunkt des christlichen Lebens niederschrieb. Dieses päpstliche Schreiben sollte für den Erfolg des Kongresses von großer Bedeutung sein.

  1. Am 19. Juli wurde die Prozession, aber nur »für diesmal«, gestattet.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_114.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)