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da an wohnten der Herr Bischof von Straßburg und ich den jährlichen Bischofskonferenzen in Fulda regelmäßig bei.

Die Schlußfeier in der Krypta des Domes ist von ergreifender Wirkung. Nach dem Te Deum und dem sakramentalen Segen findet die Verehrung einer Reliquie vom Haupte des heiligen Bonifatius statt. Einzeln nahen sich die Bischöfe dem Altare und knien nieder. Der Offiziant legt jedem die heilige Reliquie aufs Haupt, spricht ein Segensgebet und reicht die Reliquie zum Kusse dar. Wie viele Bischöfe haben dort vor uns gekniet und in Ehrfurcht den Segen mit der Reliquie des Apostels der Deutschen empfangen! Hier haben die Bekennerbischöfe des Kulturkampfes sich Kraft geholt, und ihre Nachfolger desgleichen. Der hochselige Bischof Thiel von Ermeland war bis zu Tränen gerührt, wenn er an dieser Feier teilnahm.

Die Bischofskonferenzen sind eine Quelle reichsten Segens für das katholische Deutschland. Sie schaffen so recht eigentlich den deutschen Episkopat und verhindern eine Erscheinung, die man in Frankreich zur Zeit des Konkordats mit den Worten kennzeichnete: »Nous avons des évêques, mais nous n'avons pas d'épiscopat« (Wir haben Bischöfe, aber wir haben keinen Episkopat). Möge das Grab des heiligen Bonifatius sich immerdar als lebendiger Jungbrunnen bewähren, aus dem der dort sich versammelnde Episkopat alljährlich geistig neu gestärkt hervorgeht.

In demselben Jahre fand in Straßburg der Katholikentag statt. Die Tagung, an der sich auch Lothringen stark beteiligte, nahm einen glanzvollen Verlauf. Auch ich wollte derselben beiwohnen; mußte ich mir doch sagen, daß bei uns in Metz eine solche Veranstaltung in Anbetracht der Verhältnisse kaum jemals möglich sein werde. Ich hatte mich in dieser Meinung getäuscht; denn neun Jahre später wurde die Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Metz abgehalten und zwar mit kaum geringerem Erfolge als in Straßburg.

Zunächst sollten wir eine andere Tagung in unseren Mauern sehen, eine noch bedeutendere und eindrucksvollere, als es ein deutscher Katholikentag sein kann, den Internationalen Eucharistischen

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)