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Feste Mariä Geburt war die herbeigeströmte Menge schier unübersehbar; sie erfüllte alles, störte aber niemand. Man sah es den Pilgern an, daß sie es ernst nahmen mit der Wallfahrt.

Der Bischof von Tarbes und Lourdes, Msgr. Schöpfer, ein Elsässer, nahm uns mit der größten Liebenswürdigkeit auf und erfreute unsere Pilger auch mit einer deutschen Ansprache.

Die letzte Station auf der Pilgerfahrt war Paray-le-Monial, die durch die Offenbarungen des göttlichen Herzens an die heilige Margareta Alacoque geheiligte Stätte. Der Gottesdienst für die Pilger fand in der schönen, im romanischen Übergangsstil des zwölften Jahrhunderts erbauten Basilika statt, die ehedem eine Abteikirche unseres Ordens gewesen war. Die Kapelle des Klosters der Heimsuchung birgt in prächtigem Schreine die Überreste der heiligen Margareta Maria. Von dem Leibe der Heiligen sind nur die Gebeine vorhanden, das Übrige ist in Staub zerfallen, mit Ausnahme des Gehirns, das, obwohl das zarteste Organ, dennoch erhalten geblieben ist; damit wollte der Herr gleichsam zu verstehen geben, daß die seiner Dienerin zu Teil gewordenen Offenbarungen keineswegs die Ausgeburt eines schwachen Gehirns seien, sondern von ihm, dem Allmächtigen, herrühren. Ich durfte in die Klausur eintreten und die verschiedenen Stätten verehren, die durch die Erscheinungen des göttlichen Heilandes geheiligt sind. Die Erinnerung an dieses traute Heiligtum, sowie an die Lourdespilgerfahrt überhaupt, bleibt mir teuer und unvergeßlich.

Auch zu Rom sollte das fünfzigte Jahresgedächtnis der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariä feierlich begangen und am 8. Dezember das Bild der allerseligsten Jungfrau in der Chorkapelle des Kapitels von St. Peter feierlich durch den Papst gekrönt werden. Ich entschloß mich um so lieber an dieser Feier teilzunehmen, als ich so Gelegenheit hatte, dem heiligen Vater Pius X. meine Huldigung darzubringen.

Auf der Reise in die ewige Stadt hielt ich mich in Bologna, Florenz und Assisi auf. In Rom angelangt, wurde ich gleich in den ersten

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)