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wobei alle Gäste solche Artigkeit laut priesen, – da machte der Resident, noch mehr aber seine Gattin, gewaltig große Augen und verlegene Mienen, bis die gütige Herzogin den Schwank endigte und den gekrönten Ferkelkopf der Frau vom Hause zustellen ließ.

Damals war es in Hamburg bei Festmahlen gebräuchlich, daß die Gäste gegen Ende der Tafel des Hausherrn Gesundheit tranken, gleichsam als Anerkennung seiner guten Bewirthung, was man „ein Glas zur schuldigen Danksagung“ nannte. Als nun bei diesem Banquet solcher Brauch nicht befolgt wurde (indem der Herzog ihn entweder nicht kannte, oder nicht mochte, ein andrer aber als der Vornehmste den Toast nicht ausbringen durfte), da vermeinte Herr Schlaaf, der ihn ungern entbehrte, es sei sehr artig, wenn er dem Gedächtniß des Herzogs zu Hülfe käme. Er wandte sich also an denselben und rief ihm ganz freundlich zu: „Durchlaucht, noch ein Glas Burgunder zur schuldigen Danksagung?“


121. Abermals vom Hamburgischen Frauenzimmer.
(Um 1725.)

Ein junger Englischer Diplomat, der einige Jahre zu Hamburg gelebt hatte, schildert die hiesigen Damen damaliger Zeit (um 1725) etwa folgendermaaßen:

Die Hamburgischen Frauen und Mädchen sind insgemein innerlich tugendreich und äußerlich recht hübsch, von schöner Gesichtsfarbe und wohlgebauter Gestalt. Wenn sie ausgehen, tragen sie eine Schnürbrust, sonst aber ein enges Leibchen, welches sehr wohl und sittsam läßt. Für Gesellschaften lieben sie Putz und Schmuck, und machen dann unglückliche Versuche, die Moden der Engländerinnen oder Französinnen nachzuahmen.

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_354.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)