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zu weinen beginnt. So findet man die Dreie, und erräth aus den Umständen den Zusammenhang, den die beiden Schuldigen willig bekennen.

Ihr weiteres Ergehen ist nicht mehr zu erkunden. – Aber können schon wir Menschen uns des tiefsten Mitleids mit diesen beiden Unglücklichen nicht erwehren, – so dürfen wir desto zuversichtlicher von Gottes Vaterliebe und Allmacht hoffen, daß er ihnen geholfen haben werde, in der für sie heilsamsten Weise. Denn vielfach und wunderbar sind seine Wege, und unendlich ist seine Gnade.


119. Eine wunderbare Rettung.
(1710.)

Etwa im Jahre 1710 im Herbste war es, als der Hamburgische Schiffer Ulrich Janssen von London mit seiner Brigg heimkehrte. Es hatte stark aus Nord-West gestürmt und die See ging noch hoch. Da er sich der Elbmündung nähert, merkt er an den mancherlei Trümmern, die mit der Ebbe ins Meer und ihm entgegen treiben, daß die Sturmfluthen an den Elbufern übel gehaus’t und große Verheerungen gemacht haben. Noch jenseits der Insel Neuwerk war’s, Nachmittags 4 Uhr, da entdeckt er fernher etwas auf sich zutreiben, was er anfangs für ein Schiffswrack hält; mit dem Fernrohr sieht er Menschen darauf, läßt also dahin steuern; näher gekommen, gewahrt er zu seinem Erstaunen, daß es kein Wrack, sondern ein ganzes Strohdach ist, auf dessen Firste ein Mann, eine Frau und fünf Kinder rittlings sitzen, Mann und Frau an den Enden, die Kinder in der Mitte, eng aneinander geschmiegt und sich umschlungen haltend. Es kostete ihm und seinen Leuten große Mühe, diese Armen zu retten,

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_349.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)