Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 336.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Blut ins Unglück jage, dennoch blieb er dabei, Segen und Consens zu Verweigern.

Nun hätte zwar der Sohn versuchen können, ohne des Vaters fernere Beihülfe sein Brodt sich zu erwerben, und dann, als selbstständiger Bürger, von E. H. Rath supplicando eine bei sothanen Umständen stattnehmige Dispensation von der gesetzlichen Heiraths-Erlaubniß des Vaters, und, da sonst nichts im Wege, die Verstattung der Copulation erbitten können. Und das wäre den Rechten nach wohl gegangen. Aber es war dazumal in Hamburg sehr ungewöhnlich, und die Achtung vor dem Gebot: „du sollst Vater und Mutter ehren,“ war allgemein so mächtig, daß der gute Sohn Bedenken trug, einen Schritt zu unternehmen, der ihn auf ewig vom Vater geschieden und auch wohl bei seinen Mitbürgern in Mißachtung gebracht hätte. Er tröstete sich daher, so gut es ging, und dachte wohl: wir sind noch jung und können warten; vielleicht erweicht sich der harte Sinn des Vaters – vielleicht auch nimmt Gott ihn zu sich, und dann kann ich meine Verlobte heimführen. Letzteres mag ein böser Gedanke gewesen sein, es ist aber auch mehr als schlimm, wenn Eltern ihre guten Kinder so behandeln, daß ihnen derartige Gedanken in den Sinn kommen müssen.

Der Vater mochte nun wohl fühlen, daß seine Grausamkeit den Sohn auf solchen leidigen Trost bringe, aber anstatt in sich zu schlagen, trieb er’s nur noch ärger, indem er erklärte: würde der Sohn noch ferner mit dem Mädchen verkehren, so werde er ihn, kraft väterlichen Rechts, als einen mißrathenen Buben ins Zuchthaus sperren lassen; für den Fall aber, daß er nach seinem, des Vaters, Tode die Heirath vollziehe, solle er enterbet und mit seinem Fluche behaftet sein.

Das Enterben hätte nun den guten Licentiaten nicht gebeugt, aber die übrigen Drohungen schlugen ihn völlig

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_336.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)