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waren es die Knochenhauer, welche unablässig dem Rathe anlagen, daß er solch himmelschreiendes Unrecht nicht dulden und veranstalten möge, daß der Schade gebessert werde. E. E. Rath schickte also flugs mehrere 100 Mann Reiter und Kriegsknechte mit Spießen und Büchsen in den Sachsenwald, wo sie einige Dörfer besetzten und auf Lauenburg zu marschiren droheten, wenn nicht gütliche Beilegung der Sache erfolgte. Das half, der Herzog erkannte der Hamburger Gerechtsame an, und gab von dem gefangenen Vieh, soviel dessen noch lebendig war, heraus. Zwar versuchte er 11 Jahre später nochmals, den Hamburgern und Beiderstädtern ihr gutes Recht der Eichelmast des Sachsenwaldes zu verkümmern; als aber Lübeck und Hamburg 400 Mann gegen die Lauenburger marschiren ließen, da verzogen sich diese. Der Herzog versprach auch, daß er die Hamburgischen Schweine im Sachsenwalde und wo er sie sonst antreffen möge, völlig unturbirt und unangetastet lassen wolle, was noch lange Zeit gegolten hat, bis die Hamburger nach und nach keine Schweine mehr hinschickten, weil es ihnen unbequem wurde und sie reich genug waren, ihre Schweine bereits gemästet zu kaufen. Da ist das alte Herkommen in Verfall gerathen, und wäre jetzt kein Hamburgisches Schwein in Friedrichsruh oder sonst im Sachsenwald mehr sicher zu achten. Merke: man muß sich hüten, gute alte Gerechtsame durch Nichtgebrauch abkommen zu lassen.

Der gemeine Mann aber hatte seinen Spaß an dieser Sache, und als die Stadt-Soldaten von ihrem Feldzuge heimkehrten, der Gott sei Dank (bis auf einen Reiter, der vom Roß gefallen und sich das Beinwerk zerbrochen) keines Menschen Leben und Gesundheit, sondern nur einige Schweine-Schinken gekostet hatte, da wurden sie verlacht, und die ganze Affaire wurde der Schweinekrieg genannt. Dem Candidaten

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_318.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)